Kurzgefasst: Theater der Unterdrückten

Hintergrund:

  • Anfang ab Mitte des 20. Jahrhunderts im brasilianischen Teatro de Arena, São Paulo
  • Verbreitung in ganz Lateinamerika
  • kaum Verbreitung in Europa
  • signifikant für diese Theaterform: Augusto Boal

Augusto Boal:

  • wurde 1971 in Brasilien verhaftet und unter der Militärdiktatur gefoltert
  • kombinierte Kunst mit politischen Problemen
  • versuchte die Demokratie durchzusetzen
  • wollte politisches Interesse und Bildung durchsetzen
  • Zweck der Aufklärung
  • gründete Theaterschule
  • seine Stücke richteten sich an Unterschicht – Veränderung der Realität, Lösung sozialer und
  • politischer Probleme (Emanzipation)

Merkmale und Intentionen:

  • Darstellung aktueller Probleme (vorallem Unterdrückung in Lateinamerika)
  • Spontane Einbindung von Vorschlägen aus dem Publikum (aus geplanten 5 Minuten für das Stück wurden 2 Stunden)
  • Einbauen regionaler Details
  • Aus d. Perspektive des Volkes (Unterste Gesellschaftsschicht)
  • Das Volk ist somit der Produzent des Theaters
  • frech, provozierend aggressiv, ästhetisch, grobkörnig
  • Soll zeigen, dass auch Kommunikation existiert, wenn diese versucht wird zu unterbinden

Möglichkeiten der Darstellung:

Zeitungstheater:

  • Darstellung der Gesellschaft
  • Mehrere Methoden wie z.B.: rhythmisches, gekoppeltes und pantomimisches Lesen
  • Zeitungsmeldungen werden den Zuschauern vorgetragen, es soll sich eine Diskussion entwickeln

Unsichtbares Theater:

  • Einbindung des Zuschauers, welcher unbewusst als Akteur agiert – „Mitspieltheater“
  • Keine Bühne, jede Umgebung stellt Schauplatz dar

Kurzgefasst: Episches Theater

Merkmale:

  • Von Bertold Brecht entwickelte Theaterform -> Der Brecht-Effekt.
  • Der Zuschauer soll sich nicht in die Handelnden des Stückes einfühlen, sondern durch eine durch Verfremdung geschaffene Distanz zum Spiel erkennen.
  • zeigt dem Zuschauer ein (gesellschaftliches menschliches) Problem auf, jedoch muss dieser selber über die Lösung nachdenken.
  • Der Verfremdungseffekt (auch „V-Effekt“) ist eines der zentralen Elemente des epischen Theaters, da laut Brecht nur durch die Verfremdung eines vertrauten Sachverhaltes oder einer Selbstverständlichkeit der Mensch über diese ins Staunen gerät und so eine Erkenntnis möglich macht.
  • Faktor zur Verfremdung ist das Historisieren von Vorgängen, d.h. während der Zuschauer im dramatischen Theater das Geschehen direkt vor Augen hat und erlebt, soll im epischen Theater die Handlung als vergangen dargestellt werden, und wird von einem anderen (fortgeschritteneren) politischen Standpunkt aus betrachtet (bei Brecht aus Sicht des Marxismus).
  • Im Gegensatz zum dramatischen Theater soll der Schauspieler sich möglichst nicht gut in seine Rolle hereinversetzen, sondern soll, als weiteres Mittel der Verfremdung, sich nicht unvoreingenommen in die Rolle hereinversetzen; er soll klar als Schauspieler zu erkennen sein.
  • „V-Effekt“ wird auch durch Unterbrechungen der Handlung durch Kommentare und Zwischenspiele oder Lieder hervorgerufen. Im Stück finden zwischen den einzelnen Szenen Zeitsprünge statt, und jede Szene spielt „für sich“.
  • Die Kulisse ist im epischen Theater ein weiteres Merkmal der Verfremdung. Die Bühne wird nur mit den notwendigsten Requisiten ausgestattet; Lichtquellen sind teils deutlich zu sehen. Dem Zuschauer soll sich nicht wie im klassischen Theater eine andere „Welt“ vorgetäuscht werden, sondern er soll das Schauspiel klar als solches erkennen.

Intention:

  • Erkenntnisgewinn des Betrachters über gesellschaftliche Vorgänge und Zustände, und dass er in diese eingreifen und sie ändern kann.

Kurzgefasst: Absurdes Theater

Hintergrund:

  • Entstehung um 1950 (Nachkriegsliteratur), erste Ansätze bereits um 1900
  • Hauptsächlich französisch geprägt

Merkmale:

  • Voraussetzung ist das Erkennen der Absurdität der Welt – Übertriebene Darstellung des Banalen
  • Ziellose und unlogische Dialoge
  • Aufbauen von Spannung, die dann jedoch nicht erfüllt wird
  • Wiederholung von Handlungsabschnitten -> keine strukturierte Handlung
  • Figuren werden eher als Marionetten dargestellt, sind nicht mit sich selbst identisch und haben keine Persönlichkeit
  • Zeit und Ort existieren oft nicht
  • Bühnen- und Theaterformen sind nebensächlich und werden vermischt

Intention:

  • Desillusionierung: In Gang setzen eines Denkprozesses über die absurde Situation und die Ausweglosigkeit des Menschen
  • Verarbeitung des 2. Weltkrieges
  • Opposition zu üblichen Theaterformen
  • Vermittlung moralischer und politischer Denkansätze
  • Hinterfragen des menschlichen Materialismus

Kurzgefasst: Dokumentarisches Theater

Hintergrund:

  • Ursprung in Deutschland  um 1920, damals politisches Theater (Erwin Piscator)
  • Durchbruch um 1963 mit Rolf Hochhuths „Der Stellvertreter“

Merkmale:

  • Behandelt historische sowie aktuelle politische und soziale Ereignisse
  • Authentisches Material wie Protokolle, Konzentration auf das Wesentliche (Selten Bühnenbilder, Individuen werden verallgemeinert)
  • Beobachtet und analysiert Hintergründe, Verstrickungen und Verhaltensweisen sehr genau und vereinfacht diese
  • Ist Mittel des Protests (kritisiert, kontrolliert und ergreift Partei)
  • lnstrument politischer Meinungsbildung, bleibt jedoch Kunstprodukt
  • Kann auch Musik, Monologe oder Rückblicke enthalten

Intention:

  • Durch die Übermacht des authentischen Geschichtsmaterials wird versucht, dass Publikum zu einer Auseinandersetzung mit dem Gezeigten zu bringen. So können tabuisierte oder verdrängte Themen mit Hilfe des Dokumentartheaters Diskussionen anregen.

Lektüre:
Exempel für das Dokumentarische Theater